Beschlussvorschlag:
1. Der Fortführung des Prozesses zur
Leitlinienentwicklung Bürgerkommune über das Jahr 2017 hinaus wird zugestimmt.
2. Die Verwaltung wird beauftragt, ab dem
Haushaltsjahr 2018 jährlich ein Budget von 20.000,00 € für die weiteren
Umsetzungsschritte in den Haushaltsplan einzustellen.
3. Sofern weitere Fördermittel über das Jahr
2017 hinaus in Aussicht gestellt werden, wird die Verwaltung beauftragt, sich
an der Antragstellung zu beteiligen.
Sachdarstellung:
Projektgeschichte
Im Juli 2015 hat
sich ein Schwerter Netzwerk, bestehend aus dem Freiwilligenzentrum Die Börse,
der Ev. Kirchengemeinde Schwerte, dem Förderverein Ruhrtalmuseum, der Gruppe
d.a.b.e.i., dem Verein Stadtmarketing e. V., dem Oberschicht der Schwerter
Nachbarschaften, den EFIs, der Bürgerstiftung St. Viktor, dem KuWeBe und der
Stadt Schwerte, erfolgreich bei dem bundesweiten Förderprogramm „Engagierte
Stadt“ beteiligt und ein Konzept eingereicht. Ziel des Konzeptes ist der Aufbau
dauerhafter Strukturen zur Entwicklung der Stadt Schwerte hin zur
Bürgerkommune.
Ein einmaliger
Zusammenschluss aus fünf Stiftungen, einem Großunternehmen und dem Bundesministerium
für Familie, Senioren, Frauen und Sport fördert seit September 2015 die
Umsetzung dieses Konzeptes mit 50.000,00 €. Der Förderzeitraum endet im
Dezember 2017. Im Januar 2016 wechselten die formale Verwaltung der
Fördermittel und die Vertragspartnerschaft von dem Freiwilligenzentrum Die
Börse zur Bürgerstiftung Rohrmeisterei.
Das Schwerter
Netzwerk arbeitete bereits im Vorfeld des Förderprojektes an der Aufgabe, Kultur, Bildung und Bürgerengagement
(Gruppe KuBiB) zu fördern. Die Koordinierung des Netzwerkes lag bei der VHS und
der Stadt Schwerte. Mit der Bewilligung des Förderantrages gab sich das
Netzwerk den Namen „Arbeitskreis Engagierte Stadt“ und konnte auf bereits
vorhandene und bewährte Netzwerkstrukturen aufbauen und übernahm die formelle
Abwicklung und Koordinierung des Förderprojektes. Das nun konkret formulierte
Ziel, Bürgerkommune zu werden, vereinte die vorhergehenden Ideen zu einem
Gesamtkonzept.
Nach
Abstimmungsgesprächen mit dem Bürgermeister wurde das Konzept am 09.11.2015 im
Ältestenrat vorgestellt und dort befürwortet.
Ziel
Ziel des
Förderprojektes ist die Entwicklung der Stadt Schwerte zur Bürgerkommune.
Dieser Paradigmenwechsel erfordert den Aufbau von Strukturen zur Förderung von
Bürgerengagement und Bürgerbeteiligung als „zwei Seiten einer Medaille“. Im
Ergebnis sollen Leitlinien für mehr Bürgerbeteiligung und zur Förderung von
Bürgerengagement erarbeitet und verabschiedet werden. In der Verbindung der
beiden Elemente zu einer Leitlinie, die den Rahmen für die Entwicklung zur
Bürgerkommune setzt, gehört die Stadt Schwerte zu den Pionieren eines neuen
Modells. Pionierhaft ist auch die Einbeziehung der heimischen Wirtschaft von
Beginn an, um ihren Blickwinkel, ihr Know-how und ihre Ressourcen in diesen
Entwicklungsprozess einzubinden. Somit kann der Schwerter Entwicklungsprozess
als modellhaft und als etwas Besonderes gesehen werden.
Die Stärkung der Bürgerbeteiligung
schafft mehr lokale Demokratie und ein Klima, in dem aus gemeinsamen Debatten
gelernt wird. Die Entscheidung über ein Vorhaben verbleibt beim Rat der Stadt
Schwerte, der durch qualifizierte Beteiligungsverfahren zusätzliche Grundlagen
für seine Entscheidungen erhält. Für Bürgerinnen und Bürger, die sich für ihre
Stadt engagieren und sich mit ihr identifizieren, ist die Einbeziehung in
grundlegende Entscheidungsprozesse folgerichtig und führt zu einer besseren
Annahme der Entscheidungen, weil sie bereits im Vorfeld mitgewirkt haben.
Strukturierung des Prozesses und die
handelnden Akteurinnen und Akteure
Im Verlauf des
Förderprozesses entwickelten sich drei Arbeitsgruppen, die mit
unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren verschiedene Aufgaben wahrnehmen.
Das Netzwerk Engagierte Stadt
begleitet das Projekt und koordiniert die Umsetzung des Förderantrages.
Die Arbeitsgruppe Homepage / Forum hat die beiden Instrumente Homepage: www.schwerengagierte.de
und das Forum SCHWERengagierTE entwickelt und setzt beides um.
Die Entwicklungsgruppe Bürgerkommune erarbeitet die Leitlinien der Bürgerkommune
und füllt das Konzept mit Leben. Alle drei Gruppen tauschen sich über
Brückenbauer (Mitglieder aller drei Gruppen) aus und informieren sich bei
Bedarf. In den gesamten Prozess sind ca. 40 Personen aus dem Bürgerengagement,
der Wirtschaft, der Verwaltung und der Politik eingebunden und arbeiten an dem
gemeinsamen Ziel, Bürgerkommune zu werden.
Neue Form der Zusammenarbeit – Rollen und
Aufgaben
Die Zusammensetzung
der Entwicklungsgruppe, die die Leitlinien entwickelt, ist eine neue Konstellation
und bietet eine neue Qualität der Zusammenarbeit. Die einmalige Besetzung mit
Akteurinnen und Akteuren aus dem Bürgerengagement, der Wirtschaft, der Politik
und der Verwaltung ist ein innovativer und neuer Ansatz, der die Kommune in
neue Diskurse und Debatten bringt. Der Wille, gemeinsam etwas voran zu bringen,
und in eine gemeinsame Willensbildung einzutreten, ist neu und zeigt sich
erfolgreich. Jede Akteursgruppe bringt ihren eigenen Blickwinkel, ihr Know-how
und ihre Unterstützungsmöglichkeiten ein.
- Die Politik ist von Anfang an Teil des
Entwicklungsprozesses und wird über den Rat eine Entscheidung zu den
Leitlinien treffen, die bindend sein wird.
- Das Bürgerengagement ist Experte für die Bedarfe von
Engagierten und Einwohnerinnen und Einwohnern im Hinblick auf Beteiligung
und Förderung.
- Die Wirtschaft ist Teil der Stadtgesellschaft und
bringt sich mit Know-how und materieller und finanzieller Unterstützung
ein.
- Die Verwaltung bietet den Aufbau der Strukturen, hat
die Rolle des „Ermöglichers“ und koordiniert den Prozess.
Was bisher passiert ist
- Gründung der Entwicklungsgruppe Bürgerkommune
- Entwicklung eines Rahmens
für einen Leitlinienentwurf Bürgerkommune
- Konkrete Umsetzungen und Planungen zur Förderung des
Bürgerengagements
1. Gründung der Entwicklungsgruppe Bürgerkommune
Am 21. November 2015 wurde über einen breiten Adressverteiler und über
Pressemitteilungen zur Auftaktveranstaltung „Bürgerkommune Schwerte“
eingeladen. Aus den interessierten Teilnehmenden rekrutierte sich die
Entwicklungsgruppe Bürgerkommune, bestehend aus sechs Vertreterinnen und
Vertretern der Politik, sechs Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft,
sechs Vertreterinnen und Vertretern der Verwaltung und neun Vertreterinnen und
Vertretern aus dem Bürgerengagement. Die erste Sitzung der Gruppe fand am 16.
Februar 2016 statt. Mittlerweile hat die Gruppe in
fünf gemeinsamen Sitzungen und in verschiedenen Unterarbeitsgruppen einen
Rahmen für einen Leitlinienentwurf
Bürgerkommune entwickelt. Die Sitzungen werden gemeinsam mit der Stiftung
Mitarbeit vor- und nachbereitet und moderiert. Die Stiftung Mitarbeit verfügt
über eine langjährige Erfahrung und Expertise in der Begleitung auf dem Weg zur
Bürgerkommune.
2. Entwicklung eines Rahmens für einen
Leitlinienentwurf Bürgerkommune
Die bisherigen Diskussionsergebnisse zeigen die nachfolgenden Planungen
und Erläuterungen zu den Leitlinien.
• Es soll ein
gemeinsames Leitlinienpapier zur Bürgerbeteiligung bei größeren Vorhaben und
zur Förderung von Bürgerengagement durch den Rat verabschiedet und über das
Ortsrecht verankert werden.
• Es wurden
Qualitätskriterien für die Umsetzung einer erweiterten Bürgerbeteiligung
erarbeitet, die eine qualifizierte Beteiligung ermöglichen und sicherstellen
soll, dass nicht „der Lauteste gewinnt“.
• Eine öffentliche
Vorhabenliste soll frühzeitig Transparenz und Information über anstehende
relevante Planungen bieten.
• Eine Anlaufstelle,
die zentral gelegen ist und einen niederschwelligen Zugang bietet, soll Bürgerinnen
und Bürger zu den Themen Bürgerengagement und Bürgerbeteiligung beraten und
Anliegen aufnehmen.
• Eine breite
Information der Bürgerinnen und Bürger soll über verschiedene Medien - digital,
aber auch analog - über eine niederschwellige Anlaufstelle und eine
Stadtzeitung erfolgen. Die Stadtwerke Schwerte GmbH stellen in Aussicht, eine
Stadtzeitung zu entwickeln, die aktuelle Informationen aufbereitet und allen
Haushalten zur Verfügung stellt.
• Regelmäßige
Informations- und Austauschforen für Bürgerinnen und Bürger sollen über
Stadtkonferenzen geschaffen werden und stadtteil- und gesamtstädtische Themen
behandeln. Ziel ist, durch Debatten klüger zu werden und über eine frühzeitige
Beteiligung massive Zuspitzungen zu verhindern.
• Ein
Beteiligungsmanagement soll zum Aufbau neuer Beteiligungsformen und zur
Koordinierung eingesetzt werden.
• Aufgrund der
gelungenen Zusammenarbeit wird über die Einrichtung eines Beirates nachgedacht,
der der vielschichtigen Zusammensetzung der Entwicklungsgruppe entspricht und
über Beteiligungs- und Engagementthemen beraten sowie die Bürgerkommune weiter
entwickeln könnte.
• Regelungen zum
Einsatz von Konfliktlösungsmechanismen werden für sinnvoll gehalten und sollen
bei verhärteten Konflikten deeskalierend wirken und den Dialog stärken.
• Die Etablierung
einer Wertschätzungskultur für Engagement und Beteiligung soll die Bürgerkommune
stärken. Hierzu wird ein jährlich stattfindendes „Fest für alle Engagierten“
geplant. Die Wirtschaft kann sich vorstellen, diese Wertschätzungskultur zu
begleiten und zu fördern.
• Zur Förderung des
Engagements und der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen sollen
Schülerhaushalte aufgebaut und umgesetzt
werden. Der Schülerhaushalt bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, bestimmte
Maßnahmen und Projektideen für ihre
Schule einzureichen, diese abzustimmen und mit einem bestimmten Budget
umzusetzen. Die Umsetzung des Schülerhaushaltes wird auch als ein geeignetes
Lernfeld für das bereits beschlossene
Jungendforum gesehen. Weiterführende Informationen über den Schülerhaushalt
bietet die Website: www.schuelerhaushalt.de. Die beteiligten Unternehmen der
Entwicklungsgruppe Bürgerkommune haben eine Förderung der Schülerhaushalte in
Aussicht gestellt.
3. Konkrete Umsetzungen und Planungen zur
Förderung des Bürgerengagements
Die
Informationsplattform www.schwerengagierte.de ist im September 2016 an den Start gegangen.
Sie bietet Informationen über:
•
Bürgerprojekte
und Veranstaltungen
•
Initiativen,
Vereine und Gruppen
•
Aktuelle
Entwicklungen und Veranstaltungen
•
Fördermöglichkeiten,
Ideen, Qualifizierungen, Austauschmöglichkeiten, Versicherungsschutz und weitere nützliche
Themen
•
Interviews
mit Engagierten, die dem Engagement ein Gesicht geben.
Zurzeit stellen sich
knapp 40 Gruppen und Initiativen und 19
Projekte auf der Homepage vor. Über die monatlichen Interviews wurden bislang sechs engagierte Gruppen bzw. Einzelpersonen auf der Homepage vorgestellt
und dem Engagement so „ein Gesicht
gegeben“.
Das Forum
SCHWERengagierTE als Treffpunkt für Bürgerengagement wurde im September 2016
eröffnet.
Jeden Samstag von
10.00 bis 13.00 Uhr wird in der Museumshalle am Marktplatz, mitten im Zentrum
der Stadt durch Initiativen, Gruppen und Vereine das vielfältige Schwerter
Engagement vorgestellt und die Schwerter Engagierten werden unterstützt und
beraten. Neben der Homepage bietet das Forum den persönlichen Kontakt, wird zum
Knotenpunkt für Bürgerengagement, bietet Interessierten nützliche Informationen
und vernetzt Engagierte stärker miteinander.
Seit August 2016
haben sich bislang 37 Initiativen an den
Samstagen zu den Marktzeiten im Forum SCHWERengagierTE vorgestellt. Jede
Vorstellung wurde mit einem Presseartikel begleitet, um die Gruppe bekannt zu
machen. Die Termine für das Jahr 2017 sind schon bis zum Jahresende fast
vollständig belegt. Das Angebot, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren, zu
informieren und evtl. neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu gewinnen, wird
rege nachgefragt.
Ein monatlich erscheinender Newsletter
informiert über Neues auf der Homepage, die Vorstellungen im Forum und über
aktuelle Termine und Veranstaltungen.
Ein Brückenschlag zu einer weiteren großen
Schwerter Initiative
Der Arbeitskreis
Engagierte Stadt vernetzt sich mit der Bürgerstiftung St. Viktor und
unterstützt aktiv einen weiteren großen
bürgerschaftlichen Prozess, den Horizontalen Eröffnungsprozess - HEP -
zum Aufbau eines neuen zentralen Ensembles bestehend aus der alten Stadtkirche,
dem Museum, dem Gemeindehaus und der alten Marktschänke, welches auch zum
Knotenpunkt für Bürgerengagement werden soll. Im alten Museum findet zurzeit
das Forum SCHWERengagierTE statt.
Bereits vor dem Förderstart entwickelt und
zur strukturellen Stärkung des Bürgerengagement eingesetzt:
- die jährlich stattfindende Vernetzungskonferenz,
zu der alle Initiativen, Vereine, und Vertreterinnen und Vertreter aus
Wirtschaft, Politik und Verwaltung eingeladen sind und die vom
Bürgermeister eröffnet wird. Neben einem Vortrag von prominenten
Vertreterinnen und Vertretern des Bürgerengagements (z. B. Prof. Dr. Roth)
mit anschließender Diskussion stehen Austausch und Vernetzung im
Vordergrund. Die Vernetzungskonferenz hatte von Beginn an den Untertitel
„vom Bürgerengagement zur Bürgerkommune“.
- die Freiwilligenakademie,
die mit einem breiten Angebot an
Seminaren und Workshops für Engagierte kostenfrei ist und ihre Arbeit
wertschätzen und unterstützen soll.
Perspektive
- Verabschiedung der Eckpunkte eines Leitlinienpapiers und
Vertiefung einzelner Aspekte für die Entwicklung der Leitlinien bis Ende
2017.
- Ausformulierung der Leitlinien in Abstimmung mit der
Entwicklungsgruppe.
- Verabschiedung der Leitlinien durch den Rat der Stadt Schwerte.
- Aufbau eines Beteiligungsmanagements in der Kommunalverwaltung.
- Aufbau einer Vorhabenliste, die frühzeitig über Vorhaben und
Projekte informiert.
- Aufbau eines Beirates.
- Weiterentwicklung der Wertschätzungskultur zur Förderung von
Bürgerengagement.
- Bewährtes wird erhalten und weiterentwickelt.
- Der Schülerhaushalt wird als Pilotprojekt entwickelt und
umgesetzt.
Gleichstellungsbelange:
Gleichstellungsbelange werden berücksichtigt. Die Förderung von Beteiligung und Engagement berücksichtigt Frauen und Männer, Bürgerinnen und Bürger in gleicher Weise.